Eine Safari der anderen Art
Nach dem Besuch bei den Erdmännchen, reisen wir weiter in Richtung Westen an das Ufer des Boteti River. Der Fluss grenzt im Osten an die Salzpfannen und im Westen an den Central Kalahari Nationalpark. Unsere letzte Chance, doch noch weiter in die Wüste aus Salz vorzudringen, könnte hier intakt sein.
Am Weg zu der gewählten Campsite passiert eine Szene aus dem wunderbaren Straßenalltag Botswanas. Auf der Suche nach einem Rastplatz, entdeckt Ines einen Elefanten auf der Böschung. Genau Gegenüber auf einem Hügel können wir den Bus parken. Ein perfekter Ort für eine Mittagspause also. Auf dem Dach des Busses wird ein Snack verzehrt, während wir uns von Elefanten noch immer nicht satt sehen können. Einer der vier Bullen kriegt sein Temperament nur schwer in den Griff. Er trompetet lautstark und bringt einen Baum nach dem anderen zum Wackeln. Selbst als er sich entfernt, können wir anhand der wehenden Baumkronen noch seinen Standort ausmachen.
Nach der Ankunft auf der Campsite am Boteti River, starten wir einen kleinen Spaziergang. Von einer Plattform kann man über ein leeres Flussbett blicken, in dem sich einige Kühe die Füße in den Bauch stehen. Hier tut sich ziemlich wenig und eine Tour in die Pfannen wird leider derzeit ebenso wenig angeboten. So hält uns wenig dort und nach einer angenehm warmen Nacht, sind wir früh auf der Piste. Von Samantha, unserer Freundin in Windhoek, erfahren wir am Morgen, dass sie Ende Mai nicht zuhause sein wird. Genau dann wollten wir eigentlich in Namibias Hauptstadt eintreffen. Wir bieten ihr an, trotzdem zu kommen und in ihrer Abwesenheit das Guesthouse zu schaukeln. Die Antwort per WhatsApp kommt sofort. „Yeah, Awesome“ schreibt sie uns und wir wissen, wo wir in drei Wochen sein werden. Unser Ziel für den heutigen Tag ist die Provinz- und Tourismushauptstadt Maun. Der Ort liegt im Nordosten Botswanas, an der Stelle, wo sich der Okavango Fluss in ein riesiges Binnendelta ergießt. Dort wollen wir uns einen Wunsch erfüllen und eine spezielle Safari unternehmen.
Zur Mittagszeit erreichen wir das lebhafte Maun und steuern zuerst den örtlichen Spar Supermarkt an. Nachdem Ines alle Zutaten für bevorstehende Kochfreuden erstanden hat, fahren wir wenige Straßen weiter zum kleinen Flughafen. Dort wollen wir uns bei den Büros der lokalen Fluganbieter bezüglich Terminen und Preisen eines Rundfluges umhören. Von einem Flug über die einzigartige Landschaft des Okavangodeltas schwärmt Michi schon länger. Zu viele Dokumentationen in Full-HD Qualität haben Sehnsüchte geweckt. Michael fragt im ersten Büro nach und erfährt von der Dame zumindest Preise. Im zweiten Büro wird’s konkreter. Am kommenden Morgen, wäre noch Platz für uns. Eine Stunde Rundflug in einer kleinen Propellermaschine wird angeboten. Wir sagen mit Vorbehalt zu, gehen noch in ein weiteres Büro und dann gibt’s Lagebesprechung beim Mittagessen. Während des Essens läutet unser Handy. Die Dame aus dem ersten Büro meint, sie könne uns sogar diesen Nachmittag in die Luft schicken. Abflugzeit sei 16:15, der Preis ist ident mit dem anderen Angebot.
Nach zwei weiteren Stunden, in denen wir es uns mit Kaffee und frischgebackener Mehlspeise gut gehen lassen, finden wir uns wieder am Flughafen ein. Ruckzuck werden wir durch das Gebäude geschleust und per Minibus zu unserer Minimaschine gebracht. Irritierend ist aber nicht das Äußere des Flugzeugs, sondern das Äußere unseres Piloten. Der Bursche ist höchstens 18 Jahre alt, wohl eher 16 und Michi beäugt ihn skeptisch. Er findet kaum Anzeichen von Bartwuchs, was ihn doch nervös macht. Wie sich kurz darauf herausstellt, handelt es sich “nur“ um den Co-Piloten. Der Pilot selbst sieht immerhin aus wie 23. Außerdem wie jemand, der hinter seinen dicken Brillen gerne am Computer Flug-Simulatoren spielt, findet Michael. Als er Ines seine Einschätzung mitteilt, sitzen wir schon drinnen in der kleinen Maschine und suchen nach den Gurten.
Außer dass es sehr eng ist in einer kleinen Propellermaschine, ist es auch unglaublich laut. Noch lauter als Holperpisten in unserem Bus und eben so unangenehm. Vor allem das Abheben verläuft viel wackeliger als in einer Linienmaschine. Jede noch so kleine Bewegung des Flugzeugs ist spürbar und stellt jede körperschleudernde Aktivität am Rummelplatz in den Schatten. Die ersten Minuten in der Luft sind wir jedenfalls konzentriert, uns an die plötzlichen ruckartigen Bewegungen zu gewöhnen. Vorerst machen Kopf und Magen mit.
Nach wenigen Minuten, sind die ersten Sumpflandschaften zu erkennen. Immer wieder schlängeln sich braune Kanäle durch teils grüne, teils sandige Abschnitte. Dazwischen tiefblaue Seen, die von oben die Form einer Qualle oder Pilzes haben. Farbenfroher und kontrastreicher können wir uns die Natur nicht vorstellen. Große Säugetiere wie Giraffen oder Elefanten sind von oben bestens zu erkennen. Die Perspektive ist umwerfend. In diesem bunten Chaos aus Tieren und Pflanzen ergibt alles Sinn. Aus der Luft begreift man die Ausmaße dieses Ökosystems, besser als jeder Atlas sie darstellen könnte. Unser Rundflug wird ein voller Erfolg, der eine knappe Stunde lang dauert. Nur das Karottentörtchen, dass wir uns zwei Stunden zuvor geteilt hatten, meldet sich kurz in Michaels Magen. Es gelingt ihm jedoch, trotz steiler Flugkurven und Luftlöcher, seinen Mageninhalt vollständig zu behalten.
Der Boden unter den Füssen tut jedenfalls gut, als wir aus dem engen Flieger steigen. Wir bedanken uns bei den Burschen und verlassen kurz vor Sonnenuntergang den Flughafen.
Mitten im Löwenrudel
Keine 30 Minuten später stehen wir ohne Voranmeldung am Empfang der Island River Lodge. Auf der Campsite sind noch zwei Plätze frei, womit wir für die nächsten Tage einen Ausgangspunkt für weitere Aktivitäten gefunden haben. Das Lagerfeuer tut besonders gut an diesem Abend. Die Temperatur fällt unter zehn Grad und ist spürbar geringer als an den Abenden zuvor. Außerdem fühlen wir beide uns etwas angeschlagen. Die Bilder die wir am Nachmittag erleben durften, lassen sich neben dem Lagerfeuer dennoch bestens Revue passieren.
Drinnen im Bus packen wir unseren kleinen Heizstrahler aus und aktivieren ihn zum ersten Mal seit Beginn unserer Reise! Vor allem Ines freut sich über den Klimawandel im Bus und wippt mit ihren Füßen vor der Heizung freudig hin und her.
Am Morgen wird noch vor dem ersten Kaffee der Heizstrahler reaktiviert. Trotz der ersten Sonnenstrahlen, die den Bus treffen, steckt die Temperatur bei sieben Grad. Somit verbessert sich unser beider Wohlbefinden nicht. Ines machen Kopfschmerzen und beleidigte Nebenhöhlen zu schaffen. Michael nebenan geht’s nur äußerlich besser. Sein Hals ist ordentlich entzündet, womit er kaum Schlucken kann. So kränkeln wir blöderweise die nächsten beiden Tage vor uns dahin, ohne das Camp zu verlassen. Zu unseren Highlights an diesen Tagen zählt das Füttern der Eichhörnchen, das Finden von Feuerholz und das Fördern unseres Vitamin D Haushalts. Daneben nutzen wir die ruhigen Stunden um einiges an Lesestoff aufzuarbeiten und eine weitere Safari zu planen. Halsspray, Brause- und Lutschtabletten zeigen auch nach zwei Tagen wenig Wirkung, wir fühlen uns zum ersten Mal seit Reisebeginn krank.
Ines Kopfschmerzen lichten sich nach drei Tagen zumindest etwas. Michi will trotz rotem Rachen und anhaltendem Schluckschmerz keinen heimischen Arzt aufsuchen. Immerhin kann er von einer Ausfahrt zur Apotheke überzeugt werden. Dort angekommen, beschreibt Michi die Symptome und erhält von der zustimmend nickenden Apothekerin eine Packung Antibiotika. Sowieso kein Freund von Tabletten, fragt er dreimal nach, ob diese Art medikamentöser Behandlung tatsächlich passend sei. Die Apothekerin antwortet kompetent und rät zur raschen Einnahme. Ines ist an der Reihe erhält Kapseln, die zwar zahlreicher sind, aber der Größe nach weniger bedrohlich wirken.
Beladen mit Medizin, sowie einigen Leckerlis verlassen wir den Stadtkern und fahren zurück in unser Camp. Dort erhalten wir am Nachmittag Gesellschaft. Silvia und Christoph, die wir bereits in Zimbabwe kennen gelernt haben, sind an der Campsite eingetroffen. Die Beiden sind in den vergangenen Wochen mit ihrem Truck weiter nördlich unterwegs gewesen. Was eine Safari betrifft, sind sie genauso motiviert wie wir, dazu noch bei bester Gesundheit. Wir lassen uns von den beiden anstecken und beschließen am kommenden Morgen gemeinsam in das Moremi Wildlife Reserve zu fahren. Das Reservat liegt direkt im Okavangodelta und ist nur per Allradfahrzeug zugänglich. So ein Fahrzeug samt Guide arrangiert Michi für den kommenden Morgen.
Das bevorstehende Highlight und die dazugehörige Vorfreude lassen uns kurzfristig die Wehwehchen vergessen. Wir bereiten einen dicken Stapel Kleidung vor und gehen wiederum zeitig ins Bett.
Kurz vor sechs Uhr morgens, versammeln wir Vier uns dick vermummt am Parkplatz der Lodge. Unser Guide ist pünktlich und mit extra Ponchos ausgestattet. Überraschenderweise schließt sich noch eine weitere Person unserer kleinen Gruppe an. Eine füllige einheimische Frau schlüpft samt ihrer funkelnden Daumenjacke auf den Beifahrersitz, während wir uns auf der offenen Ladefläche je einen dicken Poncho umwerfen. Dabei geben wir wohl ein mitleiderregendes Bild ab. Jeweils Schal, Stirnband und Haube bedeckt unsere Köpfe. Am Oberkörper schützen uns vier Schichten und eben ein Poncho im Schlafsackformat. Aussehen ist bei den Temperaturen definitiv zweitrangig, der Fahrtwind bekommt diesmal ordentlich Gegenwehr.
Wie wir in den nächsten beiden Stunden herausfinden, sind wir mit der Kleidungswahl richtig gelegen. Erst kurz vor dem Gate des Nationalparks drosselt der Fahrer das Tempo, um die ersten Tiere zu beobachten. Zuerst Giraffen, dann jede Menge Elefanten und auch ein seltener Steenbock. Die niedliche Zwergantilope ist das botswanische Äquivalent zu den noch kleineren Dik-Diks, die wir in Namibia oder auch Tansania sehen konnten. Am Gate wird kurz gefrühstückt und die erste Schicht Kleidung beiseitegelegt. Die einheimische Dame stellt sich kurz vor und klagt bereits über einen leeren Handy-Akku. Die gesamte Hinfahrt hat sie mit ihrem Smartphone gefilmt und wundert sich nun über den fehlenden Saft. Unsere deutschen Reisebegleiter können helfen und haben tatsächlich ein passendes 12 Volt Ladegerät an Bord. Sie retten somit den Tag der Dame, denn kein Tier und kein Baum kommt ohne ein passendes Selfie davon. Bereits in den letzten Monaten haben wir uns immer wieder darüber amüsiert, wie häufig wir Afrikaner beim Selfie-Shooting sehen. Vor jedem Swimmingpool, vor jedem Lokal, jedem Supermarkt und auch vor unserem Bus posieren sie besonders gerne.
Die Tiere, denen wir entlang der tiefsandigen Piste begegnen, halten sich vorerst in Grenzen. Durch Baumsavanne schlängeln wir in Richtung der offenen Ebenen und Sümpfe. Die Landschaft lässt sich durchaus genießen, aber die Tiere des Okavangodeltas bleiben scheu. Erst gegen Mittag stoßen wir auf eine große Herde Letschwes. Die großen Böcke sind nur im Südwesten Afrikas verbreitet und gehören zu den bevorzugten Beutetieren von Raubkatzen. Von einem entgegenkommenden Safari Guide, erhalten wir einen Hinweis auf eine Löwin samt Nachwuchs, die sich in der Nähe befindet. Unser Fahrer legt etwas an Tempo zu und die Suche beginnt. Nachdem unser Optimismus etwas strapaziert wird, finden wir nach 40 Minuten die Tiere. Zuerst bewegt sich die Löwin langsam und unbeeindruckt an unserem Fahrzeug vorbei, dann folgen ihr zwei Junge, die ebenso gemächlich an uns vorbeischlendern. Anders als bei unseren früheren Löwenbegegnungen, sitzen wir völlig ungeschützt auf der erhöhten Ladefläche des Land Cruisers. Kein Millimeter Blech trennt uns von den prächtigen Katzen - ein spannendes Gefühl.
Wir folgen den Löwen ein Stück weit in den Busch, wobei unser Fahrer drei Sträucher platt fährt und mehrere Äste umknicken muss. Dann folgt die Überraschung. Unter insgesamt drei verschiedenen Bäumen dösen etliche ausgewachsene Löwen dahin. Wir zählen fünfzehn Tiere, wobei vier deutlich jüngere dabei sind. Auch drei heranwachsende Männchen, die bereits etwas Mähne vorweisen können, schlummern vor uns. Den Löwen macht unsere Anwesenheit tatsächlich nichts aus. Keine 4 Meter trennen uns. Rund 30 Minuten lang stehen wir inmitten der Löwenfamilie und sind überwältigt. Löwen wohin das Auge reicht. Weder das Klicken der Kameras, noch das Gebrabbel der Selfie-Queen stört die Tiere. Erst als Silvia eine rasche Bewegung macht, schreckt ein Löwe auf und erhebt sich. Unser Fahrer startet rasch den Wagen und wir ziehen weiter.
Später halten wir an einem riesigen Baobab um unsere Lunchpakete zu vertilgen. Als Silvia uns vor dem Baumstamm fotografiert, bringt sie die Mitreisende auf neue Ideen. Die Dame wirft sich in Pose und bittet uns ganz selbstverständlich Fotos von ihr zu schießen. Unterhaltsam ist die Situation allemal. Die Afrikanerin wirft sich in Pose, streckt Hüfte und Popo raus, umklammert den Baum und hat Spaß dabei. Auch wir müssen schmunzeln, die Heiterkeit und die Selbstsicherheit der Dame sind allemal sympathisch.
Am Weg zurück finden wir noch Giraffen, Zebras und abermals Elefanten. Es waren aber definitiv die Löwen, die den Trip so lohnenswert gemacht haben. Zurück im Camp geht’s bald ins Bett. Zumindest Ines fühlt sich fitter, Michael jedenfalls fit genug, um am nächsten Morgen eine weitere Etappe zu starten.
Abschied von Botswana
In der Früh verabschieden wir uns von Silvia und Christoph, die noch einige Tage im Okavangodelta bleiben und anschließend ohne Umwege nach Windhoek reisen wollen. Unser Weg führt uns in den Norden. Zwar geht’s auch für uns nach Namibia, jedoch wollen wir wieder den Caprivistreifen durchqueren. Dort haben wir zu Beginn unserer Reise einen speziellen Campingplatz gefunden, den wir gerne wieder ansteuern möchten. Obendrein haben wir erfahren, dass unsere liebsten Reisegenossen Sue und Ian nicht weit entfernt sind. Wir würden uns sehr freuen, ihre Wege wieder zu kreuzen. So verlassen wir Maun am Morgen, um ins 300 Kilometer nördlich gelegene Shakawe zu fahren. Im äußersten Norden Botswanas, liegt der Ort direkt am Okavango River, der weiter südlich das Delta bildet.
Der Weg dorthin ist mühsam weil schlaglochreich. Abgesehen von einigen Kraftausdrücken, die sich Michi nicht verkneifen kann, sieht er die Straßenverhältnisse durchaus als Herausforderung. Jedes Schlagloch wird präzise umkurvt und jede Schrägfahrt im Straßengraben zum Erlebnis. Mittags rasten wir, aufgrund mangelnder Alternativen, nahe am Straßenrand. Ines hüft auf schnellstem Wege hinter einen Busch, um ein kleines Geschäft zu verrichten. Erleichtert erhebt sie sich, ohne daran zu denken, dass sie unter dornigen Ästen hockt. Als sie zum Bus zurückkommt, stecken fünf Dornen in ihrer rechten Schulter und zwei Stück im Daumen. Die Dornen samt Wiederhaken darf Michael sorgsam mit Nadel und Pinzette entfernen. Ein paar Bluttropfen später, erreichen wir die Campsite der Shakawe Lodge.
Besonders ruhig liegt unser Stellplatz an einem Mäander wo Hippos und Krokodile leben. Wir fühlen uns wohl und beschließen länger als einen Abend zu bleiben. Die Entscheidung gleicht einem Startschuss für die Meisterbäckerin. Vielleicht kommen durch das “Zauberbrot“ seine Kräfte schneller wieder zurück, beschwört Michi die afrikanischen Götter. Besuch bekommen wir abends obendrein. Der Österreicher Florian hat unser Kennzeichen gesehen und kommt samt seinen beiden Kindern auf ein Schwätzchen vorbei. Die Familie lebt bereits zwei Jahre in Mosambik und macht gerade Urlaub im Nachbarland. Als sich die quirligen Kinder samt Papa wieder verabschieden, ist das Abendessen fertig. Tatsächlich, bringt Michael wieder einige Bissen hinunter. Während wir neben dem Feuer genüsslich dahin schmausen, raschelt es im Gebüsch. Michael schnappt sich die Taschenlampe und entdeckt einen besonderen Gast. Die großen Augen einer Ginsterkatze leuchten unter einem Strauch hervor. Das nachtaktive Tier rührt sich nicht vom Fleck und lässt sich aus der Nähe begutachten. Etwas schlanker als eine Hauskatze, dazu mit dichtem Fell und einem super buschigen Schwanz ausgestattet, wirkt das kleine Tier verlockend streichelnswert. Vorm Einschlafen stöbert Michi noch in seinem Tierführer und weiß wenige Minuten später alles Nennenswerte über Ginsterkatzen.
Die Morgenstunden verbringen wir lesend zwischen unserem Bus und der steilen Böschung, an der der Okavango fließt. Direkt vor uns starten und landen immer wieder besonders bunte Vögel. Die sogenannten “Bee-Eater“ haben Mitte Mai Brutsaison und sind eifrig mit Nest- bzw. Höhlenbau beschäftigt. Am Nachmittag kommt uns Florian nochmals besuchen. Er hat an der Rezeption eine Bootstour gebucht und fragt, ob wir mitkommen möchten. Wir hoffen, vom Boot aus einige Tiere zu sehen, und sagen gerne zu. Eine Stunde später lassen wir uns zu sechst flussaufwärts schippern. Dabei lernen wir Florians Frau Camilla kennen und werden von den beiden Kindern zusätzlich unterhalten. Nach nur wenigen Biegungen treiben wir auf ein sandiges Ufer zu, wo zwei Krokodile ein Schläfchen halten. Eines von beiden ist ausgewachsen und wirkt aus der Nähe umso imposanter. Die Augen des Krokodils sind offen, während der gesamte Panzer regungslos die letzten Sonnenstrahlen absorbiert. Danach treiben wir ein Stück weiter, ohne andere Tiere zu entdecken. Die Stimmung an Bord ist entspannt - die Erwachsenen genießen den Ausblick, die Kinder das Abenteuer.
Zurück im Camp planen wir die nächste Station. Das Camp der Nunda Lodge, das uns vor einem halben Jahr so gut gefallen hat, ist restlos ausgebucht. Etwas westlich von Divundu, finden wir eine gute Alternative zum Verweilen. Als es dunkel wird, freuen wir uns auf das “Sternenkino“. Auf einen weiteren Besuch der grauen Ginsterkatze, warten wir an diesem Abend jedoch vergeblich.
Während Ines dicke Schichten Erdnussbutter auf die Frühstücksbrote schmiert, passiert Michael ein Missgeschick. Die Kaffeekanne unserer Filtermaschine fällt ihm hinunter und zerschellt in hundert kleine Teile. Ein Schock für den passionierten Kaffeejunkie, den er mit den Worten „Na, na, nahh“ untermauert. Er wird sich in den nächsten 24 Stunden eine Lösung einfallen lassen müssen.
Dann sind wir abfahrbereit. Bei Mohembo wollen wir die Grenze überqueren und wieder nach Namibia einreisen. Ob auch dort der Herbst Einzug hält, werden wir bald erfahren. Vorerst verabschieden wir uns von einem Land, das uns besonders schöne Momente beschert hat. Die Menschen in Botswana haben wir überwiegend freundlich und angenehm reserviert wahrgenommen. Kein Betteln und nur wenige fordernde Gesten haben wir erlebt. Viele Elefanten, die frei durchs Land streifen, sind uns begegnet. Wir durften inmitten eines Löwenrudels verweilen und sind Erdmännchen am Rande der großen Salzpfannen begegnet. Ein spektakulärer Rundflug über das Okavangodelta setzt unseren Wochen in Botswana obendrein unvergesslich. Wir sind dankbar, so besondere Momente sammeln zu dürfen. Genauso dankbar sind wir, diese Erlebnisse miteinander teilen zu können. Wenn es nach uns geht, hat uns Botswana nicht zum letzten Mal gesehen.
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Joxe (Sonntag, 17 Juni 2018 23:27)
So wie immer großartige beeindruckende Fotos!!!
Wir freuen uns schon so sehr auf euch !!!
Vielen Dank, dass ihr uns auf diese wunderbare Abenteuerreise mitgenommen habt!!!
Xandalph! (Samstag, 30 Juni 2018 11:58)
Spät aber doch haben wir nun auch diesen Eintrag gelesen.
Bei dem Löwenrudel wäre uns schon sehr mulmig gewesen, so gute Räuber so nah zu haben und das ohne Schutz.
Bussi Bussi
PS: auf zum neuen Eintrag =D