Kuraufenthalt in der Wüste

Von verschwundenen Karawanen und Kasbahs

Der letzte Morgen in Agzd beginnt wie die vorhergehenden. Das leise Öffnen der Schiebetür ist der Startschuss unseres bestens konditionierten kleinen Katers. Entspannt mit einem langsamen Augenzwinkern begrüßt er Ines und mich, als wir die Beine vor die Türe setzen. Natürlich frühstückt er vor uns, die wir beide gerne zuerst Kaffee trinken, bevor Festes den Weg in die Speiseröhre findet. Der Abschied von dem kleinen Fellknäuel fällt uns schwer, aber das Wissen dass er hier einen guten Platz hat und sein Charme ihm manche Schiebetüren öffnen wird, erleichtert den Moment.

Parallel entlang zur sogenannten alten Straße der Kasbahs führt uns der Weg in den Süden nach Zagora. Das grüne Band, das der Draa durch die Region zieht, liegt zu unserer Linken. Vollbeladene Karren am Straßenrand lassen auf eine ertragreiche Ernte in den Oasen schließen, wobei es fast ausschließlich Frauen sind, die die schweren Säcke schultern und wohl weite Strecken auf sich nehmen.

Die Provinzhauptstadt Zagora ist als Knotenpunkt für den Tourismus in den vergangenen Jahren stark gewachsen. Die Auswüchse des Tourismus erleben wir bereits am Ortseingang, als ein Mopedfahrer uns verfolgt und auf eine Chance lauert. An einer roten Ampel hören wir uns sein Angebot an, ihm doch in die "beste Werkstatt" Marokkos zu folgen. "Ja, Österreich, das sind gute Menschen" schmeichelt er durchs offene Fenster. Wir scherzen höflich hin und her, können ihn trotzdem nicht abschütteln. Mit seinem Moped ist er in unseren Orbit eingedrungen und kreist, während wir entlang der Hauptstraße fahren, um unseren Bus. An der letzten Ampel geben wir uns geschlagen, möchten ihn definitiv nicht zu unserem Campingplatz führen und folgen ihm in die Straße, wo sich sämtliche Werkstätten Zagoras befinden. Wir sind ausschließlich an einer Lackierung bzw. einem Streifen Schutzlack an den unteren Fahrzeugseiten interessiert, doch die Werkstatt ist darauf nicht spezialisiert. Nach wenigen Minuten sind wir ohne Trabanten auf dem Weg zum Campingplatz am südöstlichen Ortsende.

In einem dichten Palmenhain gelegen, finden wir eine hübsche Nische und werden abermals von Vierbeinern begrüßt. Als wäre jede Katze Marokkos schwanger, stehen auch diese beiden niedlichen Kätzchen kurz vor ihrem Wurf. Als ich alleine im kleinen Empfangshäuschen die Anmeldedaten ausfülle, stockt mir kurz der Atem. Etwas kaltes und feuchtes stupst meine Wade von hinten. Anstatt einer, in der Oase verbreiteten Schlangen, ist der Täter ein kleiner Welpe, der unter dem tiefen Sofa hervorgekrochen kommt. Der Spaziergang in die Stadt führt uns über den Draa Fluss, vorbei an dem bekannten Wegweiser, der in moderner Ausführung, nicht mehr den Karawanen sondern den Touristen die Richtung nach Timbuktu weist. Entlang der Hauptstraße spazieren wir an kleineren Läden vorbei, ohne zu verweilen. Die Sprüche und Anpreisungen der (stets ähnlichen) Waren seitens der Ladenbesitzer haben sich spürbar abgenutzt. Noch dazu fehlt denen, die wir begegnen das Lächeln oder der Sinn für Humor, der viele marokkanische Händler so auszeichnet. Selbst als wir in einem Lokal Schatten suchen wollen und nach frischem Saft fragen, meint der Kellner abwertend und mit verzogener Miene: "You can even drink your wine". Ohne ihm zu erklären, dass es "my wine" nicht gibt und nicht alle Touristen tagsüber ein Gläschen zu sich nehmen, stehen wir auf ohne zu bestellen. Einen erfrischend herzlichen Gemischtwarenhändler finden wir dann doch noch, der sich auch über einen kleinen Absatz in Form von verschiedenen Nüssen freut.

Unsere Optionen für die kommenden Tage bilden eine Weiterfahrt nach M'Hamid, von wo aus geführte Wüstentouren nach Erg Chegaga angeboten werden, sich jedoch ohne Allradantrieb eine Sackgasse auftut, oder die Rückkehr in den Osten nach Merzouga, wo wir ohnehin nochmals hinfahren wollen. Am Abend, während wir im Palmenhain unbekannten Vöglein beim musizieren lauschen, ist die Entscheidung gefallen, über die malerische Lehmstadt N'Kob weiter nach Osten zu fahren und Merzouga im Laufe der kommenden Tage zu erreichen. Das angenehm sanfte Rauschen der Palmwedel inmitten der Oase wird uns in schöner Erinnerung bleiben.

Bevor wir das Draa-Tal verlassen, führt uns der Weg nach N'Kob ein gutes Stück zurück in Richtung Agzd. N'Kob ist als Stadt der 45 Kasbahs bekannt, die sich auf einem Hügel über der angrenzenden Oase aneinanderreihen. Die dazugehörigen Bilder im Reiseführer und Internet wecken Erwartungen. In unserer Vorstellung finden wir einen Ort, der dem malerischen Ait Ben-Haddou ähnelt, nur ursprünglicher und ohne Touristengruppen.

Tatsächlich ist weder am Ortseingang, noch von unserem Stellplatz aus, auch nur eine einzige Kasbah zu erkennen. Zuversichtlich, zu Fuß die engen Gassen und hohen Festungen aus Lehm zu finden, erreichen wir ein kleines Ortszentrum, wo zwei Garküchen Tagine zubereiten und Mopeds dicht aneinander parken. Enge menschenleere Gassen finden wir schließlich dahinter in östlicher Richtung. Die vielen Kasbahs sind jedoch hinter hohen Mauern gut geschützt und bei einem Spaziergang kaum erkennbar bzw. nicht zu besichtigen. Vor der Oase finden wir die einfach gestaltete, aber einladende Terrasse eines kleinen verwaisten Lokals. Den freundlichen Kellner wecken wir unabsichtlich von seinem Mittagsschläfchen, dass er sofort unterbricht um uns freundlichst zu begrüßen. Der Ausblick auf die Oase mit dem nahen Jbel-Sarhro Gebirge, begleitet von sanftem Gezwitscher, stillt immerhin einige unserer (wohl zu hohen) Erwartungen. Auch am Weg zurück zum Stellplatz finden wir kaum Ecken, die zum Fotografieren oder Verweilen einladen. Eine Gruppe bettelnder Kinder verfolgt uns obendrein, will Süßigkeiten und Geld. Es sind nicht die ärmsten Kinder in Lumpen, sondern die, die moderne Sneakers und neue Fußballtrikots tragen. Obwohl unsere Neugierde und Lust Marokkos Facetten zu entdecken, nach wie vor groß ist, müssen wir uns eingestehen, dass uns der tägliche Umgang mit den Einheimischen oft zermürbt. Vier Wochen Aufenthaltsgenehmigung in Marokko bleiben uns noch und wir fragen uns erstmals, ob wir die auch zur Gänze ausschöpfen wollen. Die Kur, die wir uns selbst verschreiben, heißt Merzouga. Dort am Rand der Sahara, am Fuße der Dünen, wo wir uns so wohlgefühlt haben, wollen wir Herz und Hirn wieder aufladen und unserem letzten Monat in Marokko einen gebührenden Auftakt geben.

Rückkehr zu den malerischen Dünen des Erg Chebbi

Schon zu Beginn der Etappe kommen uns regelmäßig Reisegruppen in Kolonnen entgegen. Die meisten der Fahrzeuge kommen aus Spanien, wo die Osterferien angebrochen sind und es offensichtlich viele in den Süden Marokkos verschlägt. Der Rest der spanischen Delegation hat Merzouga in Beschlag genommen, so scheint es, als wir zurück zu unserem Camp am Rand der Dünen kommen. Haben wir uns vor Wochen den riesigen Platz noch mit zwei bis maximal vier anderen Campern geteilt, finden wir diesmal nur mit Mühe ein geeignetes Plätzchen vorne an der Düne. Nachdem wir mit Hilfe der Keile eine ebene Position geschaffenen haben, mache ich mich auf die Suche nach einem Relikt aus vergangenen Tagen. "Darling, look what i found!" verkünde ich Ines stolz wenig später mit dem rostigen Feuerkorb in den Händen. Der freundliche Mitarbeiter am Empfang kann sich an uns erinnern und freut sich: "This time of the year ist the best, so many people from Spain and Italy now, they call it Semana Santa". Der Verdacht erhärtet sich, dass unsere "best time" in Merzouga bereits Ende Februar stattgefunden hat. Das vertraute wunderschöne orange-goldene Szenario sorgt am ersten Nachmittag jedenfalls für "good times".

Am nächsten Morgen lichtet sich der Platz überraschend schnell. Ein Spanier zeigt üble Manieren, indem er seinen vollen Grauwassertank direkt im Sand entleert, nur um einigen Metern und Handgriffen zu entgehen. Danach wird es ruhig. Die Osterferien sind wohl schneller vorüber als gedacht. Wir übersiedeln zurück aufs Plateau, nur wenige Meter hinter dem Platz, den wir beim letzten Mal inne hatten und schießen ein Foto, dass wir Birgit und Hari zukommen lassen. Postwendet erhalten wir einen Anruf von Birgit, die uns mitteilt, dass die beiden tatsächlich gerade am Weg nach Merzouga sind und in der nächsten Stunde ankommen sollten. Unser Timing könnte besser nicht sein. Obwohl sich der Platz in der Zwischenzeit abermals füllt, finden die beiden ein ansprechendes Fleckchen samt Aussicht.

Weniger als eine Woche ist unser letztes Treffen her und trotzdem haben wir einander jede Menge zu erzählen. Bei einem wärmenden Lagerfeuer verstreichen die gemeinsamen Abendstunden wie im Flug. Kopfschüttelnd erleben wir noch, wie zwischen zwei Camp Nachbarn ein Zwist entsteht bzw. eine junge Furie ihren Partner samt Kind aufstachelt, sich ganz knapp an ein bereits geparktes Fahrzeug zu stellen, um denen den Platz streitig zu machen. Man muss kein Französisch verstehen, um den Inhalt ihrer boshaften Rundumschläge deuten zu können. Wir ersparen uns, ihrem eher zurückhaltenden jungen Mann zu seiner Partnerwahl zu gratulieren.

Birgit begleitet uns am nächsten Vormittag ins Dorf, wo wir uns im Kräuterladen Allerlei vorführen lassen. Der helle aufgeräumte Laden bietet einen gut sortierten Auszug marokkanischer Spezialitäten. Eine besondere Mischung, die wir bereits in Fes kennenlernen durften, finden wir ebenfalls. Auch dieser Verkäufer hütet das Geheimnis des exakten Inhalts. In kleinen Tüchern verpackt, bewirkt ein kräftiges Inhalieren durch die Nase, selbige frei zu machen. Der Atemzug fühlt sich an, als fährt einem ein Hochgeschwindigkeitszug voller Menthol ins Gehirn. Abermals beeindruckt, packen wir jeweils ein gefülltes Tüchlein ein. Ines tut sich beim lokalen Gemüsehändler wiederum schwer. "Tut ma Lied, ich muss da weg" sagt sie diesmal rechtzeitig, bevor ein Würgereflex einsetzt. Wie viele Gemüsehändler, betreibt auch dieser als zweites Standbein eine kleine Metzgerei, wo frisch geschlachtete, kopflose Hühner hinter der Theke hängend, dem Gemüsestand ein Aroma von Tod und Fäule beimengen. Auf Empfehlung des Gemischtwarenhändlers, finden wir noch zwei Frauen, die an der Straße frische Msemmen backen. Wir kommen gerade rechtzeitig zur Zubereitung und nehmen jeweils einige köstliche Fladen mit.

An den nächsten beiden Tagen lichtet sich das Camp zunehmend. Sogar die Furie, die mittlerweile erfolgreich den vordersten Platz erobern konnte, verschwindet. Dabei kommt mir ein leises und völlig uneigennütziges "Endlich schleichts eich" über die Lippen. Samt unseren Freunden Birgt und Hari nehmen wir entspannt die allerbesten Plätze ganz vorne ein und untermauern unseren Status mit der rostigen Feuerschale und jeder Menge Zunder. Gerade als Ines den Haufen neben der Schale als groß genug betitelt, schleppt Hari aus irgendeiner Richtung weitere Palmwedeln her. Seit Tagen lässt er keinen Weg aus, um tagsüber bereits für brennbaren Nachschub zu sorgen. Die größte Freude macht er uns jedoch spontan, als Ines und ich zu unserer Dünenwanderung aufbrechen. "I woit nur die Kamera wiedermoi testn" meint er, als er uns nach unserer Rückkehr einige Fotos präsentiert. Wir sind überrascht und freuen uns sehr über einige seltene Fotos von uns beiden! Unaufgefordert versuche ich es ihnen gleichzumachen, als Birgit und Hari am nächsten Nachmittag zur Wanderung aufbrechen und wir ihnen bei ihrer Rückkehr einige Schnappschüsse liefern. So gerne wir grundsätzlich alleine reisen, freuen wir uns jeden Tag über die ungezwungene Gesellschaft unserer Freunde. Egal ob am Abend mehr geplaudert oder mehr ins Feuer geschaut wird, genießen wir die gemeinsame Zeit.

Ein Abend bleibt besonders in Erinnerung, als am Gelände des benachbarten Camps eine große Feier stattfindet. "I glaub des is a Hochzeit!" meint Hari schon am Nachmittag, der als erster Zaun- bzw. Mauergast einen Blick nach nebenan wirft. Er war es auch, der wenig später seiner Neugierde erliegt, einfach rüber spaziert und herausfindet, dass hier tatsächlich eine marokkanisch-spanische Hochzeit gefeiert wird. Vielleicht weil unsere eigene Hochzeit noch kein Jahr her ist und die Emotionen frisch sind, erwische ich mich, ebenso einen Blick über die Mauer zu werfen und mich mit dem anonymen Brautpaar zu freuen. Schwarz verzierte und rote Fes-Hüte sowie leuchtende Kleider unterscheiden die einheimischen von den spanischen Gästen, die in weißen Hemden, Sneakers und gedeckten Farben westlich modern der Feier beiwohnen. Die Dekoration bilden Dromedare, Zelte und lange Lichterketten. Unser Lagerfeuer wird an diesem Abend abwechselnd von bekannten und weniger bekannten Klängen begleitet. Nach einigen Popmusikhits antizipiert Hari: "I sogs eich, do spühts heit nu den DJ Ötzi!" während sich eines seiner Tanzbeine gelockert hat. Tausende Kilometer von der nächsten Hüttengaudi entfernt, wäre ich ihm ein Lied, dieses mir weniger zusagenden Musikschaffenden, durchaus vergönnt.

Als an den nächsten Tagen unser neuerlicher Abschied von unseren Freunden näher rückt, fühlen wir uns gestärkt und bereit nochmals neue Orte und Teile Marokkos zu entdecken, die abseits beliebter Routen liegen. Mit Hilfe von Karten und Apps markieren wir Punkte, die wir noch sehen wollen. Die Königsstadt Meknès, die großen römischen Ausgrabungen von Volubilis und die Mittelmeerküste Marokkos stehen am Plan. Davor wird uns der Weg abermals über den Hohen Atlas zurück in den idyllischen Zedernwald im Ifrane Nationalpark führen, wo uns die eisigen Nächte im Februar zur Weiterreise getrieben haben. Mittlerweile erreichen dort die Nachtemperaturen knapp den zweistelligen Bereich, was uns zuversichtlich stimmt.

Erst als wir uns von unseren Freunden Birgit und Hari, die noch etwas länger in der Wüste bleiben, verabschieden, nehmen wir bewusst die Veränderung war. Inmitten der märchenhaften Dünen, ganz im Moment und in bester Gesellschaft ist uns entgangen, dass sich das Camp hinter uns in der vergangenen Woche fast vollständig geleert hat. Unseren Freunden wünschen wir, dass dies so bleibt und freuen uns auf ein mögliches Wiedersehen.

Am Weg nach Norden legen wir in Errachidia eine Mittagspause ein, bevor der Anstieg los geht. Das enge Ziz-Tal windet sich stetig bergauf nach Norden und sorgt dafür, dass der Verkehr immer wieder stockt. Ein schwer beladener LKW quält sich einige Autos vor uns hinauf und wir beobachten, wie unruhige Marokkaner auf eine Gelegenheit zum Überholen lauern. Dabei sind Kurven, Kuppen oder Sperrlinien das geringste Hindernis. Letztere (in Kombination mit listigen Polizisten) werden uns zum Verhängnis. Während die Marokkaner passieren dürfen, werden lediglich wir und ein zweites Fahrzeug mit europäischen Insassen zur Seite gewunken. Ein Deja-vu. Vor genau 7 Jahren haben wir in Tansania die exakt selbe Situation erlebt. "Na geh, des gibts ned, es haum jo olle überholt, nur dass mia kan Gegenverkehr ghobt haum" knurre ich Ines am Beifahrersitz zu. Sie packt mir gelassen einige Scheine in die Börse, nachdem der Uniformierte mit Kappe und ohne Schnauzbart alle unsere Dokumente an sich nimmt. Mein Gesprächspartner ohne Kappe und mit Schnauzbart wiegt sich bequem im Fahrersitz des Polizeiautos, als er mich auf English nach meinem Befinden fragt. "I'm bad" sage ich mit ernster Miene, um auf Nachfrage zu ergänzen "because you're stopping me!"."You were crossing the line, it's a big problem here" lautet seine unkreative Antwort. Ich erspare mir die Frage, warum es für einheimische Lenker gar kein Problem sei und frage ohne Umschweifen nach dem fälligen Betrag. "It's 400 Dirham" sagt er mit einem Hauch Zufriedenheit. Als ich in die Geldbörse blicke, erkenne ich, dass Ines mir lediglich 80 Dirham eingepackt hat. Ein wohl zu niedriges Start- und Maximalgebot für den Einstieg. Ich sage ihm, dass ich nicht genug dabei habe und erkundige mich bei ihm zielstrebig nach dem nächsten Bankomaten. Erst schnappt er den Köder nicht und meint, dass der nächste Automat nur etwa 20 Minuten Fahrt entfernt ist, um sich dann doch für die Scheine in meiner Geldbörse zu interessieren. "I'm sorry, that's all i have" erkläre ich mit betroffener Stimme. Dann nickt er, schnappt zu und steckt sich die Scheine demonstrativ in seine graue Uniform. Unsere Papiere erhalte ich ohne weiteres Geplänkel zurück.

Ines benötigt nur ein paar Minuten, um meine Laune anschließend wieder zu heben. Sie war es auch, die uns Geld gespart hat und die kleine Episode rasch wieder abhakt. Danach gilt unsere Aufmerksamkeit wieder der Landschaft. Sichtlich ergrünt sind die Ausläufer des Hohen Atlas, voller Wildblumen die sanfte Farbklekse in die Wiesen malen, während die hohen Gipfel im Hintergrund weiterhin vom Schnee bedeckt sind. Am Nachmittag erreichen wir den Tizi n'Talghamt Gebirgspass, wo wir die Hauptstraße verlassen. Dort soll es einige wilde Stellplätze entlang einer Schotterpiste geben. Nach weniger als zwei holprigen Kilometern entdecken wir einen großen Platz, versteckt zwischen hohen Bäumen, wo bereits ein anderes Fahrzeug parkt. Ein großer Expeditionstruck mit deutschem Kennzeichen und wenige Meter dahinter sogar noch ein kleiner SUV mit Dachzelt. Bevor wir dazustoßen, beseitigen wir noch unzählige Scherben und Splitter. Mit dem freundlichen jungen Truckfahrer, der sich als Niklas vorstellt, komme ich rasch ins Plaudern. Es dauert einige Momente, bis ich draufkomme, woher ich ihn kenne. Im Zuge unserer Reisevorbereitungen haben wir etliche YouTube Videos geschaut. Der Algorithmus hat uns auch öfters den jungen Herrn und seine Freundin vorgeschlagen, wobei uns deren Reiseberichte nach wenigen Momenten schon weniger zugesagt haben. Ich beschließe, ihn jedenfalls nicht darauf anzusprechen, wirkt er in echt doch durchaus sympathisch. Kurz darauf zieht ein Sturm auf, der uns ohnehin allesamt rasch in die Fahrzeuge zwingt. Mit "geschüttelten Nächten" sind wir mittlerweile bestens vertraut. Selbst das lauteste Pfeifen und Peitschen draußen, hält uns nicht ab, in unserem lauschigen Zuhause sanft einzuschlafen. Dabei hilft es, dankbar zu sein und sich vor Augen zu führen, diese Nacht nicht in einem Dachzelt verbringen zu müssen und ebenso dankbar zu sein, nicht darauf angewiesen zu sein, jede Woche ein Video zu veröffentlichen, um die Reisekasse aufzufüllen. "Good night darling, what a lucky and joyful live we're living!"

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Kommentare: 3
  • #1

    Ula (Montag, 02 Juni 2025 22:17)

    Soooooo schön eure Berichte zu lesen,man kan echt mitleben. Wünsche euch noch eineg

  • #2

    Xenia (Montag, 02 Juni 2025 23:39)

    Es ist soooo schön eure Berichte zu lesen und ein bisschen mit euch zu reisen.
    Sehr imposante Dünen. Von dem Sand haben wir auch in Wien was abbekommen.
    Stärkt euch mit euren Abenteuern und habt weiterhin viel Spaß
    Fühlt euch umarmt
    dickes Bussi ��

  • #3

    Mariella (Dienstag, 10 Juni 2025 20:29)

    Wow wunderschöne Fotos. Sehr beeindruckend Eure Reise. �